Sonntag, 10. Juni 2012

was ich dir sagen wollte

 
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            „dis git wilde gedenkē mir·ſo
min muͦt als umbe ſwīget·ūn in muͤde
gar betwīget·wil er ruͦwē ſo muͦs er
hin zir·“
her Burkhart von Hohenuels


was ich dir sagen wollte
dass mein wochenende schön mein tag am fluss war
dass du dich ob der sonne auch gefreut hättest sicher
war was ich dir sagen wollte auch das
aber als du endlich herabgestiegen warst vom turm
mit der handbewegung die du immer machst wenn
dir etwas viel zu lange dauert und du eigentlich
schon wieder los musst wenn ich keine zeit mehr
habe dir zu sagen wie schön es doch war
was ich am wochenende getan habe und nicht du
aber wenn du dann diesen wink tust
wenn du an den bäumen vorbei weggehst vom turm
nicht fragst ob ich dich liebte schutzlos gehst du
im schatten der sonne die mir samstag sonntag
noch den tag beschien der dich nicht mehr stört
oder für den du dich noch nie interessieren konntest
dann richte ich meine knarre noch auf die zinnen
sehe dich abziehen und habe
nicht eine beschäftigung mehr für die ich einmal
lanzenbrechend umher und stolz gallopierte
da setzte ich mich und legte die hände in den schoß

richte ich die knarre noch auf die zinnen und
lege die h. i. d. schoß da braucht es den krieg
und furchen in die leiber geschlagen spritzt auf
spritzt an die fenster der städte auf die wege und
das harmlose wort es
Jetzt ziehe ich dir die Ähre aus dem Maul, auf der du kautest, als wärst du einer von den Bauernjungen: wie du schon wieder da sitzt auf dem Wagen, auf deinem eilig gepackten Koffer – hörst du die Mütter? Wie sie in die Fremde weinen. Dich fährt man im Morgengrauen: mort aux rois!
und jetzt will ich der sein dein grashalm an dem
du dich in die welt verbissen hast und dir auf die
in deine zunge schlugst du deine fänge sag mir
halm was schmecktest du
                        bauernjunge blonder ritter
ziehst statt des schwerts die feder aus deinem
indianerhaar und lässt sie fliegen mit dem wind
bauernjunge blonder ritter lass mich doch
dein grashalm sein

abends in der bar so beim genießen tranken wir
wohl auch den wein und die wilden recken
ließen uns zwei einsam‘ leute sein
o blinder ich sah dich mit diesem blick den man
so hat so starrend und wollt du hättest deine hand
nicht nur leer und nutzlos hängend von der seite
schlag mir die schaufel ins gesicht oder reich mir
eine weidenrute du: sklaventreiber kennst das doch
und du lachtest da konnte weiter nichts geschehen
was du dir nicht schon dachtest und du kanntest mich
genau nein du wolltest nicht gestehen sieh nun auf
deine hände schau:
was also willst du hier unbewaffnet wie schon
gestern als könntest du der sein der eine der
die fahne ungestraft vielleicht dass auch noch
sterne stehen erst am nächsten morgen hisst



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